Geschichte

Im Jahre 1948 wurde der Pontonier-Fahrverein Oberriet als jüngste Sektion des Schweizerischen Pontonier-Sportverbandes gegründet.

Der Verein hat nun auch schon mehr als ein halbes Jahrhundert bestand. Grund genug um die wilden Vereinsjahre Revue passieren zu lassen:

Die Gründungpostkarte

Mit dieser Postkarte wurden die Mitglieder zur Gründungsversammlung auf den 28. November 1948 eingeladen.

Die handgeschriebenen Einladungskarten vermochten einige Gleichgesinnte zu mobilisieren.

Wenn auch das erste Protokollbuch des Pontonier-Fahrvereins später verloren gegangen ist,
so ist zumindest auf einer Tafel im Depot noch heute festgehalten, wer die Gründer des Vereins waren.

Die Flegeljahre

Der Verein hat in all den Jahren – und da ging es ihm nicht anders als vielen gleichgelagerten Menschenverbindungen auch – manches Hoch und manches Tief durchlebt.

Völlig auf sich allein gestellt, fehlt es dem Pontonier-Fahrvereins Oberriet in den ersten Jahren an Erfahrung, Fachkenntnissen, Jungfahrern und vor allem an ausgebildeten und kompetenten Übungsleitern.

Damit bleiben für den jungen Verein auch die Erfolge aus, die just in dieser schweren Startzeit zusätzliche Motivation und Halt hätten sein können.
Zumindest wollte man aber die ganze Dorfjugend erreichen und sie für den Pontoniersport gewinnen.

Ein Anliegen, das den Verein bis in die heutige Zeit begleitet hat und immer zu vorderst der Ziele stand.
Schon im ersten Jahr nach der Gründung laden die Pontoniere, damals noch in weissen Laibchen, Uniformhose und schwarzer Schärpe, auch zu einem Theaterabend ein.

Daraus sollte eine lange Tradition entstehen. Paul Kühnis erinnert sich daran, dass eine Flasche Bier damals noch 70 Rappen kostete.
Gespielt wurde das Lustspiel „Wer ist verrückt?“. Die Besucher im vollbesetzten Kreuz-Saal sind begeistert!

Auch am Rhein aktiv

Weil man möglichst bald auch einmal aktiv an einem Eidgenössischen Wettfahren teilnehmen will, beginnt man mehr oder weniger ernsthaft zu trainieren.

Da und dort wird auch der persönliche Ehrgeiz zur Triebfeder für eine ernsthafte sportliche Betätigung. Drei Jahr später, 1952 in Schaffhausen, sind die Oberrieter auch dabei.

Und wie! Der sportliche Erfolg ist zwar mässig. Das Fest hält allerdings was es verspricht, will man den mehr oder weniger umnebelten Erinnerungen der damals Aktiven Glauben schenken.

Hoch und Tief

Inzwischen war aber die erste Euphorie der Pontonier-Romantik etwas verflogen.
Es gibt zunehmend mehr Reibereien, die Disziplin lässt zu wünschen übrig und ab und zu sind die Pontoniere auch in Keilereien und Wirtshaus-Schlägereien verwickelt.

Dem damaligen Fahrchef Gebi Lüchinger gelingt es allerding, aus dem etwas rohen gehobelten Haufen, doch noch etwas herauszuholen.
Bei ersten Eidgenössischen 1952 in Schaffhausen läuft es den Pontonieren aus Oberriet nämlich erstaunlich gut. 1954 wird zum eigentlichen Krisenjahr und man musste mit dem Schlimmsten rechnen.

Sogar im Zentralvorstand ist man auf den maroden Zustand des Vereins aufmerksam geworden.
Dergestalt, dass eines Sonntags eigens ein Vorstandsmitglied nach Oberriet abdelegiert wird, um den „Burschen die Leviten zu lesen“.

Lange hält die Schellte des Zentralvorstandes nicht. Wer glaubte, dass es jetzt aufwärts gehen sollte, sieht sich bald getäuscht.
Die Mitgliederzahl geht laufend zurück, und 1958 sind es nur noch 7 Pontoniere, die auf das Eidgenössische in Wangen a.A. trainierten. Die 7 verbleibenden Pontoniere,
die sich fest vorgenommen hatten, den Verein in eine neue Zukunft zu führen, sind durchs Band junge Burschen, voller Tatendrang. Dieser Biss ist am 20. Eidgenössischen an Wangen a.A. zu spüren.

Die jungen Oberrieter erstaunen und landen einen Achtungserfolg, indem sich ihr bestes Schiff vor den Buchser Pontonieren platziert.
Die Vereinsleitung liegt inzwischen in den gewandten Händen von Oskar Wüst zum Mariandl. Er versteht es, mit Umsicht und Fingerspitzengefühl, wieder Zug in die Sache zu bringen.

Der Fahrsport wird wieder Ernst genommen, obwohl die Oberrieter nach wie vor an verschiedenen Pontonier-Wettfahren als besonders festfreundlich auffallen.

Fahnenweihe

1962 erhält der Verein seine erste Fahne. Da die finanziellen Voraussetzungen für ein Festzelt fehlen, findet die Fahnenweihe im Freien und mit einem grossen Feuer statt.

„Das Wetter war hundsmiserabel und es fiel sogar Schnee“, wird berichtet. Zusammenhang und die Kameradschaft bekommen plötzlich wieder den ihr zustehenden Stellenwert im Verein.

Die Folgen bleiben nicht aus. Zurückblickend beurteilt erlebte der Verein anfang der sechziger Jahre seinen ersten grossen Aufschwung.
Die Pontoniere sammeln eifrig Erfahrungen und verstehen es je länger je besser, diese in ansehliche Erfolge umzusetzen.
„So wurde aus der ewigen Knospe“, wie es in einem Schriftstück des Vereins heisst, doch noch „eine leuchtende Blüte“.

Schicksalhafte Talfahrt

Bis 1965 das Aufblühen jäh gebremst wird. Auf der alljährlichen Talfahrt von Chur nach Oberriet kommt es zu einem bösen Zwischenfall, bei dem Alwin Kolb in den Fluten des Rheins stirbt.

Gezeichnet von diesem tragischen Unglück reicht der amtierende Vorstand die Demission ein und tritt aus dem Verein aus. In dieser schwierigen Situation ist es nötig, den Vereinsmitgliedern wieder Halt zu geben.

Der neue Fahrchef Bruno Weder, versteht dies in ausgezeichneter Manier. Während mehr als 20 Jahren treibt er in der Folge den Verein zum sportlichen Einsatz an.
„Er erwies sich als sehr ehrgeiziger und gradliniger Fahrchef und war damit der beste Freund für den Verein und dessen Mitglieder“, ist in einer 1994 aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Schweizer Pontonier-Fahrvereins erschienenen Publikation zu lesen.

Damit geht es in eine neue Ära der Vereinsgeschichte. Die Kameradschaft bildet in dieser Zeit das wichtigste Bindeglied, mehr noch als der sportliche Wettkampf auf dem Wasser.

Quelle: „50 Jahre Pontonier-Fahrverein Oberriet“ Jubiläumsschrift von Kuno Bont.